Validation bei Demenz - Vorteil, Techniken und Anwendung

Wenn ein geliebter Mensch an Demenz erkrankt, verändert sich vieles: Gewohnte Gespräche werden schwieriger, Missverständnisse häufen sich, und oft scheint es, als ob man den Kontakt zu dem Menschen, den man so gut kennt, verliert. Für Angehörige kann das emotional und praktisch eine große Herausforderung sein. Schnell tritt hier auch die Frage auf: Wie gehe ich bei Fortschreiten der Krankheit am besten mit der erkrankten Person um?

Eine Methode, die hier vielen Angehörigen hilft und sich außerdem auch in der Pflege etabliert, ist die Validation. Sie bietet einen einfühlsamen Ansatz, um besser mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen und die Gefühle Ihres Angehörigen zu verstehen. Validation hilft, Konflikte zu vermeiden und die Beziehung trotz der Krankheit zu stärken. In diesem Artikel erfahren Sie, was Validation bedeutet, wie sie funktioniert und wie Sie sie ganz praktisch im Alltag einsetzen können.

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Was ist Validation?

Der Begriff „Validation“ selbst bedeutet so viel wie „Gültigkeitserklärung“ oder „Das Wertvolle entdecken“. Unter Validation im Zusammenhang mit Demenz versteht man eine Kommunikationsmethode, die sich aus verschiedenen verbalen und non-verbalen Techniken zusammensetzt. Als leitender Grundsatz gilt die Anerkennung der Gefühle, welche die erkrankte Person empfindet und äußert Auf diese Weise kann ein respektvoller und würdevoller Umgang mit ihr, auch in herausfordernden Situationen, beibehalten werden.

Validation hilft uns, eingefahrene Reaktionsmuster im Umgang mit von Demenz betroffenen Menschen zu durchbrechen. Statt unbewusst auf irritierende oder schwierige Verhaltensweisen zu reagieren, ermöglicht sie es, die Situation aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten – einem, der von Verständnis, Mitgefühl und einer wertschätzenden Haltung geprägt ist. Dadurch wird nicht nur der Alltag der Betroffenen erleichtert, sondern auch Angehörige und Pflegekräfte erleben den Umgang mit Demenzkranken als deutlich entlastender und erfüllender.

Vorteile und Herausforderungen

Die Validation bei Demenzkranken kann verschiedene positive Effekte auf die demenzerkrankte Person haben, dazu gehören:

  • Mehr geistige und soziale Aktivität: Validation motiviert zu einem aktiveren Leben, verringert Rückzugstendenzen und beugt Isolation vor.
  • Verbesserung der verbalen und nonverbalen Kommunikation: Die Anwendung von Validation stärkt den Austausch und fördert das gegenseitige Verständnis.
  • Steigerung des Selbstwertgefühls: Validierende Techniken unterstützen die Anerkennung der eigenen Emotionen und stärken so das Selbstbewusstsein der Erkrankten.
  • Reduktion unkontrollierter Gefühlsausbrüche: Das Verstehen und Spiegeln von Emotionen trägt dazu bei, starke emotionale Ausbrüche zu mindern.
  • Reduktion von Angst und Stress: Validation hilft, emotionale Spannungen abzubauen, wodurch weniger Angst-Attacken und Stress-Symptome auftreten.
  • Förderung sozialer Kontakte: Durch das Gefühl, verstanden und akzeptiert zu werden, suchen Betroffene häufiger den Kontakt zu anderen Menschen.

Allerdings kann die Validation auch einige Herausforderungen mit sich bringen, so zum Beispiel:

  • Individuelle Reaktionen: Nicht jede validierende Technik wirkt bei jedem Betroffenen gleichermaßen. Unterschiedliche Persönlichkeiten und Bedürfnisse erfordern flexible Ansätze.
  • Erkennen emotionaler Bedürfnisse: Die Fähigkeit, tiefere emotionale Bedürfnisse und Gefühle hinter bestimmten Verhaltensweisen zu erkennen, setzt Feingefühl und Erfahrung voraus.
  • Umgang mit eigenen Emotionen: Stress und schwierige Situationen können bei Pflegenden Frustration oder Ungeduld auslösen. Diese Emotionen müssen kontrolliert werden, um eine einfühlsame Betreuung zu gewährleisten.
  • Akzeptanz der individuellen Wahrnehmung: Es kann herausfordernd sein, die subjektive Realität der Betroffenen zu akzeptieren, besonders wenn diese nicht mit der objektiven Realität übereinstimmt.

Techniken der Validation

eine ältere Frau, die mit einer jüngeren Frau spricht und lächelt. Sie sitzen in einem gemütlichen Wohnzimmer und scheinen eine freundliche Unterhaltung zu führen. Die Szene vermittelt einen Eindruck von Vertrautheit und Wertschätzung zwischen den beiden

Das Prinzip der Validation geht auf Naomi Feil zurück, die sich intensiv mit desorientierten Hochbetagten beschäftigte, die die Diagnose Alzheimer erhielten. Auf Grundlage ihrer Erfahrungen und Forschungen entwickelte sie verschiedenste Techniken, die sich einfach im alltäglichen Umgang mit Demenzerkrankten Personen anwenden lassen.

Das Zentrieren ist eine wichtige Technik, um sich innerlich zu sammeln und auf den Kontakt mit der erkrankten Person vorzubereiten. Die sich vorbereitende Person auf ihren Atem, um sich beim Ausatmen von Ärger und Frustration zu befreien. Dies schafft Raum, um sich auf die Gefühle der dementen Person einzulassen. Die Übung dauert etwa drei Minuten und wirkt entspannend:

  • Fokussieren Sie sich auf einen Punkt etwa 5 cm unterhalb Ihrer Körpermitte.
  • Atmen Sie tief durch die Nase ein, füllen Sie Ihren Körper mit Luft, und atmen Sie durch den Mund wieder aus.
  • Schalten Sie alle inneren Dialoge ab und richten Sie Ihre volle Aufmerksamkeit auf Ihren Atem.
  • Wiederholen Sie diesen Vorgang langsam achtmal.

Unfreundliche oder ungeduldige Worte können bei Menschen mit Verwirrtheit oft Ärger auslösen oder sie dazu bringen, sich zurückzuziehen. Eine klare, ruhige und liebevolle Stimme hingegen hilft, Vertrauen aufzubauen und eine positive Atmosphäre zu schaffen. Dabei sollte die Stimme weder zu hoch noch zu leise sein, da dies für ältere Menschen schwer verständlich sein kann. Diese einfühlsame Art der Kommunikation ist jedoch nicht geeignet, wenn die betroffene Person selbst sehr emotional spricht – in solchen Momenten ist es besser, den emotionalen Tonfall anzupassen.

Menschen im fortgeschrittenen Stadium einer Demenz drücken ihre Gefühle oft ungehindert aus. Um eine Verbindung aufzubauen bzw. zu erhalten, ist es wichtig, ihre Bewegungen und Emotionen aufmerksam zu beobachten und einfühlsam zu spiegeln. Dies umfasst Details wie Augenbewegungen, Gesichtsausdruck, Atmung, Hautfarbe, Haltung und Muskelspannung.  Das Nachahmen ihrer typischen Bewegungen oder Haltung, wenn es mit echter Anteilnahme geschieht, schafft Vertrauen und ermöglicht eine nonverbale Kommunikation.

Dies sind nur einige der Techniken, die Naomi Feil im Laufe ihrer Forschung entwickelte. Wenn Sie mehr über die Validation und ihre Anwendung im Alltag erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen als weiterführende Literatur „Validation in Anwendung und Beispielen. Der Umgang mit verwirrten alten Menschen.“; Feil, Naomi (2004); München: Reinhardt.

Validation - Ein Beispiel

Eine fröhliche ältere Frau, die in einem blauen gepunkteten Kleid lächelt und von einer jüngeren Betreuerin umarmt wird. Beide strahlen Freude und Verbundenheit aus, während sie in einem blühenden Garten stehen.

Eine demenzkranke 80-jährige Frau lebt zu Hause mit ihrer Betreuungsperson und möchte unbedingt zu ihrer Mutter. Diese ist allerdings schon lange tot. Statt zu sagen: „Ihre Mutter lebt nicht mehr.“ oder die Frau zu vertrösten: „Nun essen Sie erst mal Ihren Teller leer, dann sehen wir weiter.“ ist es besser, mit Hilfe von Validation auf die Frau einzugehen. Mit den oben genannten Antworten werden Demenzkranke nur noch aufgeregter und völlig verwirrt. Für sie ist ihre Gefühlswelt real. Sagen Sie also, dass die Mutter nicht mehr lebt, empfindet die demenzkranke Frau dies als Lüge. Auch das Vertrösten ist nicht geeignet, um ihre Aufregung zu dämpfen.

In solch einer Situation ist es besser, ihre Gefühle als real anzuerkennen und sie zu akzeptieren. Eine Möglichkeit ist es, ein Gespräch über die Familie zu beginnen und ihr zu zeigen, dass sie ihre Wünsche ernst nehmen. Angehörige, die ihre demenzerkrankten Verwandten pflegen, sind ohne eine Validations-Ausbildung hier oftmals überfordert. Das ist völlig verständlich, ist es doch sehr schwer, mit einem geliebten Menschen auf einer vollkommen anderen Ebene wie gewohnt zu kommunizieren.

Validation im Pflegealltag

Angehörige können ebenso wie Pflegekräfte die Grundsätze der Validation erlernen. Es gibt Schulungsangebote, die in wenigen Stunden bis hin zu zwei Tagen, eine kleine Einführung in das Krankheitsbild Demenz und die Techniken der Validation ermöglichen. Allerdings sollte jeder seine Grenzen erkennen. Auch wenn Angehörige oft gewillt sind, stehts geduldig, ausgeglichen und liebevoll mit ihren an Demenz erkrankten Angehörigen umzugehen, kann die zeitintensive und mental fordernde Pflege schnell überlastend sein und ist häufig nur schwer mit dem eigenen Arbeitsalltag vereinbar.

Hier kann Linara Sie unterstützen. Viele der von uns vermittelten 24-Stunden-Betreuungspersonen verfügen über Erfahrung im Umgang mit Demenzpatienten, die sie entweder während ihrer professionellen Tätigkeit oder bei der Pflege ihrer eigenen Angehörigen gesammelt haben. Eine erfahrene Betreuungsperson kann gerade in einer Betreuungssituation mit einer demenzkranken hilfsbedürftigen Person eine große Unterstützung sein. Gern beraten wir Sie dabei, wie diese Unterstützung ausgestaltet werden kann.

Unsere Buchempfehlung

„Validation – Ein Weg zum Verständnis verwirrter alter Menschen“ von Naomi Feil und Vicki de Klerk Rubin

Quelle:

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