Pflegekräfte aus dem Ausland pro und contra

Laut einer Studie des Statistischen Bundesamtes fehlen aktuell (2024) 20.000 Pflegekräfte in Deutschland. Das ist ein großes Problem, da es bedeutet, dass viele Menschen nicht die Pflege und Betreuung bekommen, die sie brauchen. Eine Möglichkeit, dieses Problem zu lösen, besteht darin, Pflegekräfte aus dem Ausland nach Deutschland zu holen.

Warum Betreuungspersonal aus Osteuropa?

Das Phänomen der Einwanderung von Pflegekräften zur häuslichen Rund-um-die-Uhr-Pflege gibt es in Deutschland seit ungefähr 30 Jahren. Das bedeutet, dass Pflegekräfte Tag und Nacht für ältere Menschen da sind, die Hilfe brauchen. Laut dem Statistischen Bundesamt gab es im Jahr 2013 rund 373.000 zugewanderte Personen mit Migrationshintergrund in Pflegeberufen. Ein großer Teil dieser Pflegekräfte, etwa 76.000, kam aus Polen. Das macht Polen mit einem Anteil von 20% zum häufigsten Herkunftsland für zugewanderte Pflegekräfte. Deswegen werden die Betreuungspersonen in dieser Branche mitunter pauschal als "Polnische Pflegekraft" bezeichnet, was allerdings unpassend ist, da inzwischen viele Personen auch aus anderen Herkunftsländern wie Rumänien, Ungarn oder Kroatien stammen.

Warum kommen so viele Pflegekräfte aus Polen? Das liegt daran, dass Polen nahe bei Deutschland liegt, es eine lange Geschichte der Migration zwischen den beiden Ländern gibt und es wirtschaftliche Unterschiede gibt, die es vor allem in der Vergangenheit für polnische Betreuungspersonen attraktiv gemacht haben, nach Deutschland zu kommen. Durch den EU-Beitritt von neun osteuropäischen Staaten am 1. Mai 2004 können Menschen aus vielen weiteren osteuropäischen Ländern frei in Deutschland aufhalten und arbeiten. Das hat dazu geführt, dass noch mehr Pflegekräfte auch aus diesen Ländern nach Deutschland kommen.

Während es weiterhin einen großen Anteil "selbst organisierter Beschäftigungsverhältnisse" gibt, die verschiedene Probleme mit sich bringen können, gibt es inzwischen auch einige professionelle Agenturen, die wie Linara - Betreuung zu Hause Pflegekräfte aus Polen, Kroatien, der Slowakei, Rumänien, Bulgarien oder Ungarn nach Deutschland vermitteln und dafür sorgen, dass diese in Deutschland legal und sozial abgesichert Seniorenbetreuung leisten. Diese Pflegekräfte ziehen oft in die Haushalte der Pflegebedürftigen ein und kümmern sich rund um die Uhr um sie. Das hilft vielen älteren Menschen, in ihrem eigenen Zuhause bleiben zu können und dennoch die Pflege zu bekommen, die sie brauchen.

Welche Aufgaben übernehmen Pflegekräfte aus Osteuropa?

Neben der Grundpflege übernehmen Betreuungspersonen aus Polen in der Regel Aufgaben im Haushalt sowie in der Alltags- und Freizeitgestaltung. Hier ein Überblick über typische Leistungen:

  • Hilfe bei der Körperpflege, beim Ankleiden und bei der Nahrungsaufnahme
  • Unterstützung beim Aufstehen, Setzen und Umlegen
  • Tätigkeiten im Haushalt wie Kochen, Putzen, Waschen und Einkaufen
  • Begleitung bei Arztterminen, Behörden- oder Kirchgängen (evtl. auch Transportfahrten)
  • Organisation und Begleitung von Freizeitaktivitäten wie Spaziergänge, Spiele oder Veranstaltungsbesuche

Wichtig zu wissen: Auch wenn bei der sogenannten 24-Stunden-Betreuung häufig von „Pflegekräften“ die Rede ist, sind nicht alle dazu qualifiziert und berechtigt, medizinische Behandlungspflege zu leisten. Auch schwere körperliche Aufgaben wie intensive Garten- oder Schneeräumarbeiten gehören nicht zum Leistungsspektrum. Überdies bedeutet das Angebot der 24-Stunden-Betreuung nicht, dass die Pflegekräfte rund um die Uhr arbeiten. Auch sie haben selbstverständlich einen rechtlichen Anspruch auf Pausen, Ruhezeiten und Freizeit.

Welche Vorteile bietet die Zusammenarbeit mit osteuropäischen Pflegekräften?

In Deutschland herrscht ein Mangel an Pflegekräften. Hinzu kommt, dass es kaum Personal gibt, welches bereit ist, die intensive Arbeit in der sogenannten 24-Stunden-Pflege zu leisten. Deswegen kommen dafür Betreuungspersonen aus osteuropäischen Ländern.

  • Mentalität: Für viele Menschen in Osteuropa steht die Familie an erster Stelle und Mehrgenerationenhaushalte sind keine Seltenheit. Dadurch sind die häusliche Betreuung und Pflege von älteren Menschen für viele etwas Alltägliches, das selbstverständlich zum Leben dazugehört. So kommt es, dass dort vergleichsweise wenige Menschen im Alters- oder Pflegeheim leben. Ebenso großgeschrieben wird in osteuropäischen Ländern die Gastfreundschaft. Beide Aspekte schlagen sich positiv in der Pflege nieder: Viele osteuropäische Pflegekräfte sind besonders herzlich und motiviert.
  • Kulturelle Nähe: Durch die geografische Nähe sind viele Menschen in den osteuropäischen Herkunftsländern mit den kulturellen Gepflogenheiten und Bräuchen in Deutschland vertraut. Häufig kennen Sie Land und Leute schon durch Besuche, etwa bei deutschen Freunden oder Verwandten.
  • Sprachkompetenz: Viele osteuropäische Betreuungskräfte, die von Agenturen vermittelt werden, verfügen über gute Deutschkenntnisse. Das liegt unter anderem daran, dass viele in der Schule Deutsch als Fremdsprache erlernt haben. Außerdem geht ein Teil der osteuropäischen Pflegekräfte dieser Tätigkeit bereits seit vielen Jahren nach.
  • Fachliche Qualifikation: Auch wenn die meisten Betreuungspersonen aus Osteuropa hierzulande keine medizinische Behandlungspflege leisten dürften, so haben viele von ihnen mindestens einen qualifizierenden Pflegekurs absolviert, der sie auf ihre Aufgaben vorbereitet.
  • Erfahrung: Nehmen Sie bei der Vermittlung der Pflegekräfte eine Agentur in Anspruch, erfahren Sie unter anderem auch, wie lange die jeweilige Betreuungskraft ihre Tätigkeit schon ausübt. Viele osteuropäische Pflegekräfte verfügen über jahrelange Erfahrung und sind daher mit der Arbeit bestens vertraut.
  • Verfügbarkeit: Viele osteuropäische Pflegekräfte sind dazu bereit, ihr Land für mehrere Wochen oder einige Monate zu verlassen. Sie leben dann in häuslicher Gemeinschaft mit den Pflegebedürftigen und sind so in der Lage, eine umfassende Betreuung zu gewährleisten.
  • Kosten: Auch wenn sich durch die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre das Lohnniveau in einigen Nachbarländern deutlich angehoben hat, ist es in vielen Ländern weiterhin niedriger als hierzulande. Dadurch ist für viele Familien die Beschäftigung osteuropäischer Pflegekräfte weiterhin finanziell attraktiv und darüber hinaus oft günstiger als ein Platz in einer stationären Pflegeeinrichtung.

Herausforderungen bei der Arbeit mit osteuropäischem Pflegepersonal

Auch wenn die Betreuung durch osteuropäische Pflegekräfte viele Vorteile hat, möchten wir Ihnen nicht die Herausforderungen verschweigen, die insbesondere dann auftreten können, wenn Sie die Organisation alleine übernehmen und sich nicht durch eine erfahrene Vermittlungsagentur unterstützen lassen.

  • Eingeschränkte Privatsphäre: In der 24-Stunden-Pflege leben die Betreuungspersonen mit den Pflegebedürftigen in häuslicher Gemeinschaft. Als Angehörige sollten Sie vorab klären, ob sich die pflegebedürftige Person mit diesem Gedanken wohlfühlt.
  • Sprachbarrieren: Auch wenn viele osteuropäische Pflegekräfte über gute Kenntnisse der deutschen Sprache verfügen, kann es gerade zu Beginn Schwierigkeiten mit der Verständigung geben. Oft spielt sich die zwischenmenschliche Kommunikation mit der Zeit ein. Dolmetscher-Apps auf dem Smartphone können zusätzlich helfen, Sprachbarrieren zu überwinden.
  • Keine medizinische Behandlungspflege: Die meisten osteuropäischen Pflegekräfte dürfen unabhängig von der Qualifizierung in ihrem Heimatland in Deutschland keine medizinische Behandlungspflege leisten. Diese Aufgaben können jedoch gezielt von einem ambulanten Pflegedienst übernommen werden, wodurch nur geringe Zusatzkosten entstehen.
  • Überprüfung der Qualifikation: Wenn Sie eine ausländische Betreuungskraft selbst beschäftigen möchten, ist es oft schwierig, sich ein genaues Bild von deren Qualifikation zu machen. Übernimmt eine Agentur wie Linara - Betreung zu Hause die Vermittlung, sind deren Erfahrungen und Ausbildungen bekannt. So lässt sich unkompliziert eine passende Betreuungsperson finden.
  • Rechtliche und administrative Hürden: Nehmen Sie die Leistungen einer Pflegekraft aus dem Ausland in Anspruch, gibt es einiges zu regeln. Wenn Sie die Betreuungsperson etwa im sogenannten Arbeitgebermodell privat beschäftigen möchten, kommen Arbeitgeberpflichten auf Sie zu, die häufig mehr zeitlichen und organisatorischen Aufwand beanspruchen, als ursprünglich angenommen. Umso mehr kann Sie hier eine auf Pflegekräftevermittlung spezialisierte Agentur entlasten. Doch auch hier sollte man eine gute Wahl treffen, so dass wir Ihnen gern verraten, woran Sie einen seriösen Anbieter erkennen.

Quellen

1. Bormann, I. (2018). Von der Entsorgung zur Betreuung: Alternde Gesellschaft und Pflege in den Zeiten von Neoliberalismus und Postdemokratie. Universität Marburg. Verfügbar unter: (https://archiv.ub.uni-marburg.de/ubfind/Record/urn:nbn:de:hebis:04-z2018-0123/View)

2. Müller, K., & Burkert, A. (2019). Prekarisierung und Unsicherheit in der Live-in-Pflege: Eine explorative Studie zur Situation polnischer Pflegekräfte in Deutschland. Hans-Böckler-Stiftung. Abrufbar unter: (https://www.boeckler.de/pdf_fof/97198.pdf)

3. Satola, A. (2020). Widersprüche in der Live-in-Szene: Polnische Pflegekräfte in deutschen Haushalten. SSOAR. Verfügbar unter: (https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/91837/ssoar-widersprueche-2020-156-satola-Widerspruche_in_der_Live-in-Szene_Polnische.pdf?sequence=1&isAllowed=y&lnkname=ssoar-widersprueche-2020-156-satola-Widerspruche_in_der_Live-in-Szene_Polnische.pdf)

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