Ursachen
Ein Sturz kann durch viele Ursachen begünstigt werden. Zum einen spielen äußere Faktoren, wie beispielsweise ein nasser, rutschiger Boden oder kleine Stolperfallen, eine große Rolle. Zum anderen können körperliche Einschränkungen (wie z.B. Gangunsicherheit, eine bestehende Sehschwäche oder Bewusstseinsveränderungen) oder zu wenig Trinken, ein reduzierter Allgemeinzustand und Medikamente einen Sturz begünstigen. Oftmals reicht auch schon allein die Angst vor einem Sturz, um diesen herbeizuführen. Diese Angst führt häufig dazu, dass sich die Betroffenen immer weniger bewegen und dadurch an Muskelmasse verlieren, was wiederum das Sturzrisiko und die Bruchgefahr erhöht. Aus diesem Grund sind neben gut geschultem Pflegepersonal und Betreuungskräften auch die Angehörigen in der Pflicht, gefährliche Situationen zu erkennen und auf diese zu reagieren. Im Folgenden werden einige Faktoren genannt, die für ein erhöhtes individuelles Risiko sprechen:
Gangunsicherheit, die u.a. durch Erkrankungen wie Parkinson oder Multiples Sklerose, aber auch durch Missempfindungen in den Füßen (u.a. durch Hühneraugen, eingewachsene Nägel, Druckstellen und rissige Hornhaut) verursacht wird | Verwirrtheitszustände, die u.a. bei Demenz auftreten können und dazu führen, dass der Betroffene nicht auf seinen Weg achtet |
Diabetes Mellitus | Osteoporose |
Plötzliche Erkrankung, wie z.B. Schlaganfall oder Herzinfarkt | Allgemeine Schwäche |
Krebserkrankungen | Beeinträchtigtes Sehvermögen (Weit- oder Kurzsichtigkeit, Grauer Star) |
Epilepsie | Einschränkung der Mobilität, Gangunsicherheit, Verzögerung des Balancereflexes (Stolpern kann nicht mehr aufgefangen werden) |
Schwindel, u.a. hervorgerufen durch zu niedrigem Blutdruck, Herzrhythmusstörungen aber auch durch Flüssigkeitsmangel | Psychologische Faktoren, wie z.B. Angst, Depressionen |
Falsches Schuhwerk | Medikamente, wie z.B. Schlaf- oder Beruhigungsmittel, Diuretika, Antidepressiva, Psychopharmaka, Abführmittel |
Folgen
Ein Sturz kann gerade bei älteren Menschen zu schweren Verletzungen führen, da diese vergleichsweise häufig mit Knochenbrüchen einhergehen. Grund für die Häufung ist die abnehmende Widerstandsfähigkeit der Knochen im Alter. Knochenbrüche müssen in der Regel operativ gerichtet werden, was oftmals eine Rehabilitationstherapie nach sich zieht. Sowohl der operative Eingriff, als auch die anschließende Physiotherapie werden von jüngeren Menschen meist besser verkraftet, als von älteren.
Folgen eines Sturzes am Beispiel eines Oberschenkelhalsbruches:
Gabriele Deneke (73) hat sich bei einem Sturz, bedingt durch seine Parkinson-Erkrankung, den Oberschenkelhals gebrochen. Nach der Operation musste Frau Deneke einige Wochen im Krankenhaus verweilen. Nach gut acht Wochen konnte er mit leichten Bewegungsübungen beginnen. Die Verweildauer im Krankenhaus hat das psychische Wohlbefinden von Frau Deneke beeinflusst. Er ließ sich nur schwer zu Bewegungsübungen motivieren, welche jedoch für den Muskelaufbau entscheidend sind. Nach der Entlassung musste Frau Deneke in regelmäßigen Abständen zur Physiotherapie. Ihre Therapeutin gab ihm den Tipp sich einer Sportgruppe, mit dem Schwerpunkt Sturzprophylaxe, anzuschließen. Die Gruppendynamik gab Frau Deneke die benötigte Motivation zurück, sodass er recht schnell Erfolge erzielte. Mittlerweile ist Frau Deneke fast gänzlich genesen. Nur ein leichtes hinken des linken Beines lässt erahnen, dass eine Verletzung vorlag. Da sich mit der Zeit die Angst erneut zu stürzen manifestiert hatte, ließ sich Frau Deneke diesbezüglich von einem Psychologen beraten. Mittlerweile fühlt er sich wieder sicher und verlässt nun immer häufiger auch alleine das Haus.
Der Fall von Frau Deneke macht deutlich, dass Stürze bei älteren Menschen eine ernstzunehmende Angelegenheit darstellen und zu einer Vielzahl von Komplikationen führen können. Neben den im Beispiel geschilderten Komplikationen, können folgende Probleme im Zusammenhang mit einem Oberschenkelhalsbruch auftreten:
- Neben einem Dekubitus, können auch Thrombosen oder Lungenentzündungen vermehrt auftreten.
- Jeder zweite Betroffene braucht zeitweise Pflege, jeder fünfte wird zum permanenten Pflegefall.
- 17% der Senioren versterben innerhalb eines Jahres an den direkten und indirekten Folgen des Sturzes.
- Knapp 30% aller Betroffenen benötigen einen Gehstock oder eine Unterarmgehstütze. Jeder Dritte ist auf einen Rollator angewiesen. Nur 15% können ihre Mobilität auch ohne Hilfsmittel erhalten.
Effektiv das Sturzrisiko minimieren

Diverse Maßnahmen können dazu beitragen, Stürze zu vermeiden. Sollten Sie oder Ihr Angehöriger unter Gangunsicherheiten, Sehbeschwerden und Bewusstseinsveränderungen leiden, kontaktieren Sie zur Prophylaxe den behandelnden (Augen-) Arzt und erkundigen sich über unterstützende Maßnahmen, wie Geh- und Sehhilfen. Daneben sollte auch immer eine Physio- und/oder Ergotherapie in Betracht gezogen werden. Die Ergotherapie beinhaltet u.a. die Anpassung der Wohnumgebung, eine adäquate Hilfsmittelberatung und –versorgung sowie die Erarbeitung von Verhaltensstrategien zur Sturzvermeidung. Bei der Physiotherapie wird zunächst eine Gang- und Balanceanalyse durchgeführt und auf deren Grundlage individuelle Übungsprogramme und Bewegungstherapien erarbeitet. Darüber hinaus können sich auch einige Medikamente negativ auf die Gangsicherheit auswirken. Sollten Sie den Verdacht haben, dass sich die Medikamente, die Sie oder Ihr Angehöriger einnehmen, eine Bewusstseinsveränderung hervorrufen, kontaktieren Sie in jedem Fall Ihren Arzt und erkundigen Sie sich gegebenenfalls nach einer Alternative. Achten Sie außerdem auf ausreichend Bewegung: Schon kleine Fitness-Übungen und ein aktiver Alltag leisten einen Beitrag zur Sturzprophylaxe, da sie dem Muskelabbau entgegenwirken.
Weitere Maßnahmen im Überblick
Entfernen Sie alle Stolperfallen. | Haustiere gegebenenfalls in einen Auslaufstall unterbringen, damit sie nicht zur Stolperfalle werden. |
Kabel immer nur direkt an den Fußleisten entlang verlegen und Teppichkanten sichern. | Verwenden Sie nur gut eingestellte und regelmäßig gewartete Gehhilfen. |
Sorgen Sie für eine ausreichende Beleuchtung und markieren Sie Stufen. | Kleidung sollte einfach an- und ausgezogen werden können. |
Wohnraumanpassung: Mobiliar und sanitäre Anlagen sollten gut an Ihre Körpergröße angepasst sein, anbringen von Haltegriffen und Handläufen, Verlegung von rutschsicheren Bodenbelägen, Umrüsten der Raumbeleuchtung mit Bewegungsmelder. Die Pflegekassen bezuschussen eine Wohnraumanpassung mit bis zu 4.000 Euro pro Maßnahme! | Achten Sie auf gut sitzende Schuhe in der passenden Weite. Es empfiehlt sich auf Schuhe mit individuell verstellbaren Verschlussmöglichkeiten zurück zugreifen. Vermeiden Sie das Tragen von Pantoletten, da hier der Fuß leicht herausrutschen und somit ein Sturz begünstigt werden kann. |
Haustiere gegebenenfalls in einen Auslaufstall unterbringen, damit sie nicht zur Stolperfalle werden. |
Pflegen Sie Ihre Füße regelmäßig und gehen Sie ggf. zur medizinischen Fußpflege. Letztere erhalten Sie bei besonderen Gegebenheiten, etwa einem diabetischen Fußsyndrom, auf Rezept. |
24-Stunden-Betreuung – Sicher im eigenen zu Hause
Die 24-Stunden-Betreuung ist insbesondere für alleinstehende Senioren eine gute Alternative, um sich sicher und selbstständig im eigenen zu Hause bewegen zu können ohne mit der Angst leben zu müssen zu stürzen und keine Hilfe zu erfahren. Die von Linara vermittelten Betreuungskräfte unterstützen darüber hinaus nicht nur bei alltäglichen Aufgaben wie An- und Auskleiden, Körperpflege und bei der Nahrungsaufnahme. Sie begleiten auch bei Spaziergängen und nehmen gemeinsam Termine wahr. Dies bietet Senioren zusätzlich einen gewissen Schutz und fördert die Bewegung.
Für weiterführende Informationen zum Thema Sturzprävention empfehlen wir Ihnen die Broschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Ferner können Sie sich bei Fragen rund um die Sturzprophylaxe auch von Ihrer Pflegekasse oder Ihrem regionalen Pflegedienst beraten lassen. Gerne können Sie sich auch an uns wenden. Wir beraten Sie gern!

Unser Tipp vom Pflege-Experten
Ronald Lietzke, Pflegeberater & Gesundheits- und Krankenpfleger