MEDIKAMENTENSUCHT IM ALTER

Der Missbrauch von Medikamenten gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Experten schätzen die Zahl der Medikamentenabhängigen auf fast zwei Millionen. Eine wachsende Gruppe stellt hierbei die der älteren Menschen dar, wobei Frauen doppelt so oft betroffen sind wie Männer. Viele ältere Patienten leiden unter Schlafstörungen, Verspannungen, Ängsten oder auch Verdauungsproblemen. Dies können Anzeichen oder Ausdruck von psychischen Störungen sein. Der Missbrauch gefährdet dabei nicht nur die Gesundheit sondern auch das selbstbestimmte und aktive Leben im Alter. Der normale Gebrauch von Medikamenten ist oftmals nicht leicht von einer Medikamentensucht zu unterscheiden. Viele Medikamente, vor allem Schlaf- und Beruhigungsmittel, haben ein hohes Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial.

Medikamente mit erhöhtem Suchtpotenzial

Schlaf-und Beruhigungsmittel

Der Anteil der Bevölkerung der über 65-jährigen liegt bei etwa 17%, diese erhalten aber fast die Hälfte aller verschriebenen Beruhigungs- und Schlafmittel. Die meisten davon bekommen schlaffördernde, angst- bzw. verspannungslösende  Substanzen. Ein Nachteil dieser Mittel ist, dass sie sich im Körper anreichern und nur sehr langsam abgebaut werden. Teilweise haben diese Medikamente eine Halbwertszeit von bis zu 10 Tagen - die erste Dosis ist noch nicht abgebaut, wenn der Patient die nächste Tablette zu sich nimmt. Schon nach wenigen Wochen kann es zu einem Gewöhnungseffekt kommen. Dies führt dazu, dass die Patienten immer häufiger und auch in höheren Dosen die Medikamente einnehmen.

Schmerz- und Betäubungsmittel

Schmerzmittel können bis zu einer bestimmten Dosierung rezeptfrei in der Apotheke gekauft werden und selbstständig gegen Kopfschmerzen oder ähnliches eingesetzt werden. Bei zu häufiger Einnahme oder einer zu hohen Dosierung können die Schmerzmittel selbst Schmerzen verursachen. Die Patienten greifen in so einem Fall verstärkt zu Schmerzmitteln. Das kann zu schweren Organschäden oder z. B. Nierenversagen führen. Besonders riskant sind dabei sogenannte Kombinationspräparate, die psychisch wirksame Substanzen (zum Beispiel Koffein) enthalten. Koffein verleitet durch seine anregende Wirkung dazu, Tabletten öfter als notwendig einzunehmen.

Risikofaktor Alter

Ältere Menschen nehmen wie bereits angesprochen mehr Medikamente ein als jüngere. Gerade die Medikamente die ein hohes Suchtpotenzial haben werden im Alter häufiger verordnet. Mit zunehmendem Alter steigt die Anzahl der Erkrankungen und teilweise werden die Senioren mit ihren verschiedenen Krankheiten von mehreren Ärzten behandelt. Dies erhöht die Gefahr von Wechselwirklungen und steigert das Suchtpotenzial. Einen weiteren Risikofaktor stellt auch die richtige Dosierung dar. Organstörungen oder auch ein veränderter oder langsamerer Stoffwechsel bei den Senioren machen die richtige Dosierung schwieriger. Es kann dazu führen, dass der Körper die Medikamente anders als angenommen abbaut. Das eine Abhängigkeit oftmals nicht richtig wahrgenommen wird liegt auch daran, dass die Symptome Ähnlichkeiten mit anderen im Alter auftretenden Krankheiten wie beispielsweise Demenz aufweisen.

Hilfe bei Missbrauch von Medikamenten bei Senioren

Eine stärkere Kontrolle bei der Abgabe von Medikamenten ist unverzichtbar. Dabei müssen Ärzte, Pfleger und Apotheker eng zusammen arbeiten. Intensive Aufklärung über die Risiken sollte als Grundlage der Medikamentenausgabe dienen. Die Angehörigen der Senioren sollten diese allerdings auch überwachen. Gerade allein lebende Senioren, die sich vielleicht nicht genau an den Einnahmeplan halten, oder die manchmal auch vergessen, ob und wie viel sie schon eingenommen haben sollten von ihrer Familie Hilfe erhalten.

Eine mögliche Unterstützung kann hier auch eine sogenannte 24 Stunden Betreuungsperson sein, die bei den Senioren wohnt und sich um diese kümmert. Sie kann die Medikamenteneinnahme überwachen und zu den gegebenen Zeiten an die Einnahme erinnern. Die sogenannte 24 Stunden Pflegekraft kann auch die Senioren zu Arztterminen begleiten und bei ersten Anzeichen von Missbrauch die Angehörigen auf den Verdacht aufmerksam machen.